Das Thema Scheitern beschäftigt schon seit Jahrtausenden Menschen und bleibt auch in der Gegenwart präsent. Jeder erlebt Misserfolge auf eine andere Art und Weise und ist davor nicht gefeilt. In der Startup-Szene sind solche Erlebnisse keine Seltenheit, doch werden sie immer als negativ empfunden und ist es noch erlaubt, in der heutigen Zeit zu scheitern?
Im Gespräch mit Mario Fallast, erfahrener Gründer von SmaXtech, und Victoria Tsirigotis, Jung-Gründerin von Studio Erleben & Mitglied bei Fuckup Nights Graz, zeigen wir, welche Erfahrungen sie mit Rückschlägen erlebt haben und was ihnen hilft, weiterzumachen.
Mario:
Im Laufe von SmaXtech sind viele aufgebaute Kooperationen entstanden, die nicht den gewünschten Erfolg erzielten und zu einer falschen Investition führten. Mein größtes Scheitern war im Jahr 2012: Eine weitere Finanzierungsrunde war geplant. Bei den Vertragsverhandlungen schien sich alles zum Guten zu wenden, daher waren wir, mein Gründungspartner und ich, uns sicher, die Finanzierung wäre fixiert. Die Enttäuschung über die geplatzte Finanzierung war daher umso größer. Über die Sommermonate war es nicht möglich, einen weiteren Investor oder Geld in dieser Form, wie wir es geplant haben, aufzutreiben. Ein Sanierungsantrag musste im Herbst gestellt werden, bei dem skizzierte Lösungen mit eingereicht wurden. Der Rückschlag belastete mich auch privat. Die Frage, wie man in so einer großen Stresssituation sein Startup retten kann, schwirrte durch meinen Kopf. Man wollte sich weder von Mitarbeitern noch von einer eigenen Idee verabschieden.
Victoria:
Meine Designagentur Studio Erleben habe ich gemeinsam mit meiner Freundin im Herbst 2020 gegründet. Die Tatsache, dass am Anfang der Gründung doch nicht alles so schnell geht, wie ich es mir erhofft hatte, war für mich ein Lernprozess. Ich liebe es, eine Designagentur zu besitzen, jedoch habe ich schnell gemerkt, dass ich an meine Grenzen gestoßen bin. Auf seine Gesundheit sollte man achten, denn ohne sie kann man an seinen Träumen auch nicht arbeiten.
Mario:
Damals hat es mir geholfen, dass ich als Team gegründet habe und von Anfang an jemanden mit derselben Vision an meiner Seite hatte. Wenn der eine das Handtuch werfen wollte, konnte der zweite den anderen ermutigen, weiterzumachen. Auch meine Mitarbeiter hatten Vertrauen, dass es wieder bergauf gehen wird, was für mich von Wertschätzung zeigte. 10 Jahre später sehe ich es aus einem anderen Blickwinkel: Bei Misserfolgen hilft das Miterleben von Misserfolgen – das muss meiner Meinung nach so sein. In diesem Fall waren die nächsten Gesellschafter, die wir nach dem Rückschlag anwerben konnten, ein wertvoller Bestandteil für die Entwicklung des Startups. Rückblickend betrachtet waren die Investoren, die wir anfangs im Visier hatten, nicht die Richtigen für uns.
Victoria:
Mit jemandem darüber zu reden hat mich am meisten geholfen, denn so konnte ich meine Bedenken und Ängste ausdrücken und bekam Rückhalt von der anderen Seite. Zwei Freundinnen, die selbst im Unternehmertum eingetaucht sind, unterstützen mich dabei. Neben den Gesprächen brauche ich auch Zeit für mich selbst, um mit diesen Situationen fertig zu werden. Das gelingt mir am besten beim Laufen – entweder durch die Grazer Innenstadt oder Richtung Ragnitzbach.
Mario:
Auf den oben genannten Fall bezugnehmend ist es folgende Erkenntnis: Eine Vertragsverhandlung ist erst dann abgeschlossen, wenn alles unterzeichnet ist und das Geld beim Startup angelangt ist. Ein Startup zu gründen, verleiht dir auch einen großen Rucksack an Erfahrungen, denn die Lernkurve im persönlichen sowie beruflichen Bereich steigt stets nach oben.
Victoria:
Ein Spruch, der mich in letzter Zeit begleitet hat: „Gut Ding braucht Weile“. Oftmals brauchen bestimmte Angelegenheiten Zeit, daher ist es ratsam, sie vorerst auf die Seite zu schieben. Auch bei Misserfolgen benötigt es Zeit, damit umzugehen. Oder es eben sacken zu lassen. Eine weitere Lektion war es, auf sein Bauchgefühl zu hören. Schließlich ist es das eigene Startup und man weiß, wofür es steht.
Mario:
Angst habe ich nicht, jedoch bin ich vorsichtiger geworden und durch die Erfahrungen, die ich erleben durfte, kann ich nun Situationen besser einschätzen. Die Angst ist nicht groß genug, um nichts zu wagen.
Victoria:
Ja, die Angst vor dem Scheitern ist vorhanden und bleibt stets im Hinterkopf.
Ich bin ein Mensch, der gerne die Komfortzone verlässt, daher ist Angst und Mut ein ständiger Begleiter. Ich sehe Angst als nichts Negatives an, es zeigt einem nur, dass man Respekt vor großen Aufgaben hat.
Mario:
Als GründerIn ist es wichtig, Person und Unternehmen zu trennen. Nur weil es für die Firma gut ist, bedeutet es nicht, dass auch für einem persönlich das richtige ist. Das war sowohl für mich als auch für meinen Gründungspartner ein großer Lernprozess. Vor allem wenn viele GesellschafterInnen Teil vom Unternehmen sind, wird es schwierig, dies abzugrenzen. Des Weiteren ist es wichtig, sich diverse Meinung einzuholen – auch kritische. Außenstehende können einem eine andere Sicht auf Dinge geben, die oftmals für das Unternehmen gut sind. Zu sehr auf andere Meinung zu setzen ist auch nicht das Richtige – ein gutes Maß an Selbstkritik ist auch wichtig. Was will ich? Ist das mit meinem Werten vereinbar, was mein Gegenüber sagt? Diese und viele andere Fragen sollte man sich stellen, denn schlussendlich muss der Gründer mit der Entscheidung leben und nicht die außenstehende Person.
Victoria:
Egal wie oft man scheitert, es definiert nicht, ob du in einer Sache gut oder schlecht bist. Oftmals sind die äußeren Einflüsse, die deiner Vision keinen Raum geben. Sei es nicht der richtige Zeitpunkt oder der Markt selbst. Wichtig ist es, dass man an seinen Träumen festhält und es auch in schwierigere Zeit vor Augen hält. Ein bestimmtes Zitat oder ein Visionboard, das dich täglich daran erinnert, dass du etwas vor hast, kann dich bestärken.
Victoria:
Buch: Big Magic – Elizabeth Gilbert
Podcast: Daria Dara, Foxy Mind und Fuckup Stories Podcast
Mario:
TedTalks
Information zu Smaxtech:
Das Unternehmen Smaxtech verzeichnet heute einen aufsteigenden Wachstumskurs und ist mit 50 MitarbeiterInnen in Graz zu finden.
Information zu Studio Erleben:
Ab Herbst wird bei Studio Erleben der Fokus auf den Erlebensraum gelenkt: Dort finden Workshops statt, die den Kundinnen und Kunden helfen, ihre eigene Marke mit Persönlichkeit zu entwickeln. Im Erlebensraum werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kreative Werkzeuge in die Hand gegeben, um ihre Marke zu entwickeln. Gleichzeitig bekommen sie neue Denkweisen mit und vor allem: sie haben Spaß daran, ihre Marke zu entwickeln.
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