Martina Hölzl ist Co-Gründerin der Female Founders South, einem Zweig-Verein der in Wien sitzenden Female Founders. Gemeinsam mit ihrem Team begleitet sie Gründerinnen im Süden Österreichs, veranstaltet Masterclasses und bietet Know-How für Interessierte. Anhand des Woman Startup Barometers erklärt Hölzl die Hemmschwellen und Schwierigkeiten von Entrepreneurinnen.
Gestern war sie noch in Berlin, heute sitzt mir Martina Hölzl im Coworkingspace cocoquadrat in Graz mit einem Cappuccino und Lächeln gegenüber. Ein Interview in der Mittagspause, anschließend geht es gleich weiter zum nächsten Termin. Klingt ziemlich stressig, doch das merkt man Hölzl nicht an. Entspannt plaudern wir über das Leben als Frau in der Startup-Branche mit allen Vor- und Nachteilen. Obwohl weibliche Gründerinnen immer noch rar sind, fühlt “frau” sich durch sie und Female Founders South sofort gefordert und unterstützt. Das macht Lust zu gründen!
Großer Aufholbedarf bei weiblichen Startups
Laut dem Austrian Startup Monitor 2018 wurden nur etwa sechs Prozent der österreichischen Startups von Frauen gegründet. Diese Zahl beweist deutlich, wie groß die Kluft zwischen den Geschlechtern in der Startupszene ist. Für Martina Hölzl und die Female Founders South ist es gerade deshalb so wichtig, dass Gründerinnen unterstützt und gefördert werden. In dieser männerdominierten Branche wollen sie durch Veranstaltungen und Netzwerke, die speziell auf Frauen zugeschnitten sind, den Weg der Gründung erleichtern. Durch diese Initiative sollen mehr weibliche Startups Fuß fassen. “Wir wollen auf die Kompetenzen der Frauen setzen und aufzeigen, dass es mehr Diversität in der Startupszene braucht. Frauen priorisieren ganz andere Dinge als Männer, treten anders auf und haben einen anderen Problemlösungsansatz.”
“Macht’s doch einfach mal!”
Female Founders South präsentierte im Oktober 2018 gemeinsam mit Up to Eleven und dem Zentrum für Entrepreneurship der Uni Graz erstmals den Woman Startup Barometer. Anhand einer Online-Umfrage wurden Herausforderungen und Motivationen weiblicher Gründerinnen und Gründungsinteressierten erhoben. „Fehlender Mut oder zu große Selbstzweifel sind sicher die größten Herausforderungen. Genau an diesem Punkt wollen wir mit Female Founders South ansetzen. Es geht darum, Frauen Mut zuzusprechen und ihnen zu sagen ‚Macht’s doch einfach mal‘”, erklärt Hölzl. “Ich glaube das funktioniert am besten, indem man Netzwerke bildet, die hauptsächlich aus Frauen bestehen und viele Role Models aufzeigt, die erfolgreich gegründet haben.“ Ein Vorbild von Hölzl ist übrigens Bernadette Frech von Instahelp. Ihr kompetenter Pitch bei 2 Minuten 2 Millionen hat mich wirklich beeindruckt”, schwärmt sie, “ sie macht nicht auf knallharten CEO, sondern steht ihre Frau – echt authentisch und inspirierend!”
Warum Frauen (nicht) gründen
Als Hauptmotive für eine Gründung gelten Selbstverwirklichung, Flexibilität im Alltag sowie ein selbstbestimmtes Leben. „Das war auch der Grund, warum ich gegründet habe: Ich habe nun mal meine eigenen Vorstellungen und möchte nicht lange warten bis ich sie umsetzen kann. Ich möchte meine Ideen vorantreiben und nicht das tun, was andere mir vorgeben“, betont Hölzl. Darüber hinaus gaben viele Frauen an, dass sie durch die Selbständigkeit Familie und Beruf besser vereinen können, da sie sich ihre Arbeits- und Freizeit unabhängig einteilen können.
Einfach probieren und dazulernen
„Ich kann auf jeden Fall jedem empfehlen zu gründen. Die Lernkurve ist hier so hoch wie in keinem anderen Bereich“, erläutert Martina Hölzl ihre Motivation. „Wenn man in einem Unternehmen tätig ist, sind das Aufgabenfeld und der eigene Handlungsspielraum extrem begrenzt. In einem Startup allerdings übernimmt man Verantwortung für so viele Bereiche. In einem Startup eignet man sich unterschiedlichste Fähigkeiten und Kompetenzen an, schafft sich sein eigenes Netzwerk und kann dabei noch ganz viel über sich selbst lernen. Selbst wenn aus einer Gründung nichts wird, sieht Hölzl immer die Erfahrung, die man aus der Zeit mitgenommen hat, als großen Erfolg an. Selbst wenn eine Idee scheitert, lernt man dazu und weiß, was beim nächsten Mal anders gemacht werden muss. Der perfekte Zeitpunkt um ein Startup zu gründen ist für Martina übrigens direkt nach dem Universitätsabschluss. In dieser Zeit, frisch aus der Uni, ist man voller Visionen und flexibel, was den Lebensstandard angeht. So hat auch Karin Pichler, die Co-Gründerin von feedbackr, im Interview mit uns schon betont: “Nach dem Studium lässt es sich gut gründen. Du hast ja sowieso noch nichts!”
Und jetzt wird gegründet!
Martina Hölzl würde sich freuen, wenn in Zukunft mehr Frauen den Weg in die Selbstständigkeit finden. Dank den Female Founders South gibt es ein tolles Netzwerk, Veranstaltungen und Workshops für Gründerinnen, sodass dem Erfolg nichts mehr im Wege steht. Hölzls Rat für alle Interessierten: Einfach probieren, nicht zu lange überlegen und seine Idee immer vor die Selbstzweifel stellen.