Ein Jahr nach unserem legendären Startup Playground haben wir Probando getroffen. Das Startup hat letztes Jahr auf unserem Event gleich drei großartige Preise abgeräumt. Nun stellt sich die Frage, was ist danach geschehen?
Wir treffen Julia Harrer, Manuel Leal Garcia und Daniel Jukic in ihrem neuen Büro. Sie erzählen uns, wie sie zu dieser Idee gekommen sind, die Veränderungen nach dem Startup Playground erlebt haben und wie es ihnen während des Lockdowns ergangen ist. Welche Learnings sie bisher auf ihrem Weg mitnehmen konnten, lest ihr hier.
Wie geht es euch und was hat sich in den letzten Monaten seit dem Startup Playground getan?
Manuel: Ganz gut. In den letzten Monaten hat sich einiges bei uns getan.
Julia: Wir hatten Höhen und Tiefen in dieser Zeit, aber nun blicken wir sehr optimistisch in die Zukunft.
Daniel: Genau, die Zeit nach dem Playground war herausfordernd, aber auch lehrreich in vielerlei Hinsicht.
Was hat sich bei Probando getan?
Manuel: Wir sind mit unserer Webseite online gegangen. Mit dem Aufbau der Webseite sind wir sehr zufrieden. Außerdem haben wir endlich im Mai gegründet. Zwar war der Zeitpunkt nicht gerade optimal, aber man sagt nicht umsonst, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Julia: Wir haben auch ein neues Büro und weitere Mitarbeiter bekommen!. Langsam läuft es nach dem Lockdown wieder an.
Blicken wir doch mal zurück: Wie habt ihr den Startup Playground erlebt?
Manuel: Es waren viele Punkte dabei, an die wir zuvor nicht gedacht hatten. Mithilfe des nützlichen Feedbacks von Menschen, die direkt aus der Wirtschaft kommen, konnten wir an unserer Idee effektiv arbeiten und konkreter Ziele verfolgen. Es hat uns viel geholfen, um danach den Fokus zu behalten.
Julia: Die Gespräche mit den Mentoren haben uns wirklich viel gebracht, um ein klares Bild vor Augen zu haben. Außerdem haben wir viele Kontakte knüpfen können, die noch heute aufrecht gehalten werden.
Daniel: Ich war nur am Sonntag zum Pitchen dabei, aber die Atmosphäre auf der Bühne war einzigartig. Ich hatte Riesenspaß mit Manuel auf der Bühne zu stehen. Vor allem als wir dann den Community Award gewonnen haben, wusste ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Das Jahr 2020 hatte für alle von uns Hürden parat. Wie seid ihr mit der Corona-Situation beruflich und persönlich umgegangen? Hat die Krise euer Startup verändert?
Julia: Corona war heftig, weil keine Studien durchgeführt wurden. Vor Corona hätten wir schon Studien gehabt, jedoch hat sich das alles verzögert, weil diese verschoben oder abgesagt wurden. Die Zeit wurde aber genutzt, um zu gründen und um die Programmierung zu optimieren. Die Ungewissheit, ob Studien stattfinden oder eben nicht, hat uns am meisten zu schaffen gemacht,.
Manuel: Es war sehr ungewohnt auf Homeoffice umzustellen, weil wir die Face-to-Face-Kommunikation bevorzugen und generell sehr gesellig sind. Wir haben dann mithilfe von Zoom-Calls und Telefonaten versucht, den Kontakt aufrechtzuerhalten und die Meetings online durchzuführen, jedoch ist es nicht dasselbe. Wir haben mit den Universitäten Kontakt aufgenommen und nach Studien gefragt, aber aufgrund der heiklen Situation wurde alles abgesagt und sie konnten uns auch nicht sagen, wann sie mit den Studien wieder beginnen. Niemand konnte wissen, wie sich das entwickeln wird.
Daniel: Man hat gemerkt, dass uns allen die sozialen Kontakte gefehlt haben und wir waren sichtlich erleichtert, endlich wieder ins Büro zu dürfen. Es ist einfach ganz anders zu arbeiten.
Konntet ihr euer Startup während des Lockdowns anders nützen?
Manuel: Ja, wir waren kreativ. Wir sind zu Umfragen gekommen, die wir auf unserer Webseite geteilt haben wie Shary Mobility Wien oder eben die Befragung über den neuen Master Digital Entrepreneurship von der FH JOANNEUM. Somit konnten wir anderen helfen und unsere Webseite hatte einen weiteren Zweck.
Nun aber zurück zum Ursprung. Wie seid ihr auf diese Idee hinter Probando gekommen?
Manuel: Vor circa zwei Jahre entstand die Idee. Ich war mit meiner Lebensgefährtin, die Ärztin und Forscherin ist, auf einen internationalen Forscherkongress in den USA. Dort versammelten sich Forscher aus der ganzen Welt und haben Vorträge gehalten. Die Mehrheit hat sich beschwert, dass sie keine passenden Probanden finden und dass dies die Forschung mehr als erschwert. Julia und ich haben daraufhin neben unserer Vollzeitanstellung bei der Telekom in unserer Freizeit an dieser Idee gebastelt.
Wie sieht euer beruflicher Werdegang aus und welche Fähigkeiten habt ihr währenddessen erworben?
Manuel: Ich bin ein praktischer Mensch, der am meisten durch das Ausprobieren lernt. Rückblickend habe ich viele Fehler gemacht, aber man lernt bekanntlich aus Fehler. Ich komme aus einer Gastrofamilie, daher habe ich in Kärnten eine Tourismusschule besucht. Ich habe gleich gemerkt, dass das nicht das Richtige für mich ist, und deshalb abgebrochen. Dennoch möchte ich die Erfahrungen nicht missen, die ich beim Kellnern und Kochen erlernen konnte. Man lernt mit Menschen umzugehen, was man auch als Gründer benötigt. Nachdem ich die Schule abgebrochen habe, begann meine rebellische Phase. Ich habe mich damals auf die Musik mit meiner Metal-Band konzentriert. Wir schafften es sogar bis nach Amerika, bekamen in L.A. einen Plattenvertrag und gewannen den Music Award in Kanada. Nachdem sich die Band aufgelöst hatte, wollte ich doch studieren gehen und habe eine Studienberechtigungsprüfung ablegen müssen, um Pharmazie studieren zu können.
Ich bin in vielen Bereichen ein Quereinsteiger – aber das sehe ich nicht als Nachteil. Für mich hat “learning by doing” immer mehr Sinn ergeben.
Julia: Ich habe maturiert und habe dann begonnen Pharmazie zu studieren. Dort habe ich auch Manuel kennengelernt. Ich habe sofort bemerkt, dass das Studium nicht das Richtige ist, dennoch habe ich lang gehadert, ob ich wechseln soll. Aufgrund unserer Ideen sind wir auf das Timegate* gekommen und haben uns mit dem Thema Selbständigkeit immer mehr auseinandergesetzt. Deshalb habe ich dann auch das Studium gewechselt und mit Betriebswirtschaftslehre begonnen. Ich sehe keinen Anreiz darin, etwas zu lernen, das ich nicht benötige und investiere lieber Zeit in Dinge, die ich wirklich anwenden kann. Aufgrund dessen habe ich mein Pharmazie-Studium nicht beendet. Wenn man sich für etwas begeistern kann, dann erreicht man mehr und beschäftigt sich auch in der Freizeit damit. Probando gibt uns einfach einen Mehrwert.
Daniel: Ich schreibe gerade meine Masterarbeit zu Ende und werde den Master demnächst abschließen. Meinen Bachelor habe ich in Betriebswirtschaft mit dem Fokus Controlling und internes Rechnungswesen abgeschlossen. Danach begann ich mit dem Masterstudium Global Studies mit dem Fokus Internationale Wirtschaft und Umwelt. Dazwischen besuchte ich für ein halbes Jahr die NEOMA Business School in Frankreich. In meinen beiden Studien habe ich eine Menge gelernt, aber eben viel Theoretisches. Daher bin ich auch derselben Meinung wie Julia und Manuel. Dieselben Erfahrungen, die du im Studium sammelst, wirst du nicht im Arbeitsleben erhalten.
Die Skills, die wir uns selbst aneignen oder die Kurse, die wir abseits des Studiums oder der Arbeit besuchen, entfalten unser Potenzial enorm.
Was sind eure nächsten Ziele mit Probando?
Manuel: Wir möchten demnächst in weitere Länder wie Deutschland und Schweiz expandieren. Nachdem ich fließend Spanisch und Italienisch spreche, sind auch diese Länder im Fokus, daher werden wir die Plattform international aufrüsten.
Julia: Wir wollen nicht nur in Länder expandieren, sondern auch unsere Geschäftsfelder erweitern, daher wollen wir zusätzlich mit Produkttest zu beginnen. Das wäre für andere Startups interessant, um vorab ihre Produkte testen zu lassen. Unser Leitmotiv ist weiterhin anderen zu helfen.
Was gefällt euch am Gründerleben?
Julia: Ich bin ein freiheitsliebender Mensch und probiere gerne neue Sachen aus.
Manuel: Für mich persönlich ist es die Vision, etwas verändern zu wollen. Wir helfen der Forschung, daher hat es einen Impact für die Gesellschaft.
Das Beste am Startup Playground ist/sind…
Julia: …der ganze Input, den man bekommt, um am Ende des Wochenendes mit einem besseren Produkt nach Hause zu gehen.
Manuel: …die Mentorengespräche und der Pitch.
Daniel: …das Netzwerken, weil man auf eine andere Gesprächsebene mit den Leuten kommt!
Das Beste am Gründen ist…
Julia: …die Selbstverwirklichung!
Manuel: …das Abenteuer!
Daniel: …die Entscheidungsfreiheit!
Das Beste am Arbeiten im Team ist…
Julia: …der ständige Austausch zwischen den KollegInnen.
Daniel: …das gegenseitige Lernen.
Manuel: …der Spaß.
* Das Institut für Unternehmensführung und Entrepreneurship bietet betriebswirtschafltiche Kurse für Studierenden aller Studienrichtungen an, damit alle die Möglichkeit bekommen betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse zu erlernen. Nähere Infos findest du hier: https://unternehmensfuehrung.uni-graz.at/de/timegate/
Vielen Dank für das Interview, an Julia Harrer, Manuel Leal Garcia und Daniel Jukic für das Interview!
Wenn auch du Teil des nächsten Startup Playgrounds sein möchtest, melde dich auf www.startupplayground.at an und erhalte alle Infos zur nächsten Ausgabe 2021.